Volkswagen vs. BYD: Das Duell um die Zukunft der Autoindustrie

Dass Volkswagen aktuell in der Krise steckt, ist nichts Neues. Eine gedämpfte Jahresprognose folgt auf den angekündigten Personalabbau. Doch technologisch und qualitativ sind VWs Autos nach wie vor auf hohem Niveau. Wo also liegt das Problem?
Ein Blick auf die Geschäftszahlen zeigt: Der Gewinn hinkt dem Umsatz hinterher. Während der Umsatz (hellgrün) stark ansteigt, bleibt der Gewinn (dunkelgrün) nahezu konstant. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider – dieser schwankt stark und liegt aktuell auf dem Niveau von 2007!
Entwicklung von Kurs, Gewinn und Umsatz der Volkswagen-Aktie seit 2007
Der lange Schatten des Abgasskandals
Das erste große Problem entstand 2015 mit dem Abgasskandal. VW wurde dabei ertappt, die Abgasreinigung per Software außerhalb von Labortests zu manipulieren. Die Folge: massive Strafen und ein nachhaltiger Imageverlust.
Der Skandal offenbarte ein grundlegendes Problem: Die EU-Abgasnormen sind für Verbrenner wirtschaftlich kaum umsetzbar. VW entschied sich für den vermeintlich „einfachen Weg“ – und zahlte einen hohen Preis.
Der chinesische Markt bröckelt
Heute bricht VW auch der ehemals lukrative chinesische Markt mit seinen 1,4 Milliarden potenziellen Kunden langsam weg. Der Grund: Die Chinesen setzen zunehmend auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV). Hersteller wie BYD, Nio und der Batteriegigant CATL dominieren den Wandel.
Diese Player sind aus einem neuen Ökosystem hervorgegangen, das konsequent auf Software, moderne Forschung, flexible Lieferketten und innovative Technologien setzt. VWs eigene Antwort, das Software-Projekt Cariad, blieb bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Das Innovator’s Dilemma
Im disruptiven EV-Markt steht VW exemplarisch vor dem sogenannten Innovator’s Dilemma (Clayton Christensen). Große Konzerne scheitern oft in neuen Märkten:
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Anfänglich kleine Märkte werden ignoriert, da sie kurzfristig kein ausreichendes Wachstum versprechen.
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Wenn der Markt schließlich groß wird, haben sich neue Anbieter etabliert und starke Eintrittsbarrieren geschaffen.
Genau das erlebt Volkswagen: Während chinesische Hersteller günstige Modelle für das untere Preissegment anbieten, ist VW in das hochpreisige Segment ausgewichen. Selbst der VW Golf – einst das „Volksauto“ – wurde in 20 Jahren um 78 % teurer. Besonders der Preissprung 2024 vom Golf 7 auf den Golf 8 fiel stark aus.
Die Zukunft bleibt herausfordernd
Mit Einfuhrzöllen schützt die EU den heimischen Markt vor günstigen chinesischen E-Autos. Doch der Trend ist eindeutig: Die Nachfrage nach preiswerten E-Fahrzeugen wächst.
VW hat den Moment verschlafen und steht nun vor der Aufgabe, Technologie, Preis und Kundenerwartungen besser zu vereinen.
💡TradingBrothers analysiert regelmäßig die Automobilindustrie und Volkswagen im Speziellen – sowohl in Intermarketanalysen als auch in den Montagswebinaren. Das Thema bleibt spannend.
Quellen
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finanzmarktwelt.de: VW Quartalszahlen
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betriebsrat.de: VW Stellenabbau
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Wikipedia: Abgasskandal
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Handelsblatt: Cariad Stellenabbau bei VW
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Wikipedia: The Innovator’s Dilemma
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Focus: Autopreise 2024
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Tagesschau: Zölle auf China-E-Autos